Egal ob es ein Teddybär, Häschen, Schnuffeltuch oder eine weiche Puppe ist. Ein kuscheliger Begleiter ist wichtig für die kindliche Entwicklung. Wir werden uns in diesem Beitrag die Beziehung zwischen Kind und Kuscheltier genauer anschauen. Zudem berichte ich euch, warum sie für die kindliche Entwicklung so bedeutsam ist und ab beziehungsweise bis wann diese besondere Bindung besteht. Auch der Umgang mit dem Verlieren des Lieblings wird hier thematisiert und wir schauen uns an, wie sich ein Kuscheltier über die Jahre hinweg verändern kann und somit zu einem Unikat wird.
Die Kuscheltier-Kind-Bindung
Bereits im Neugeborenen-und Säuglingsalter baut das Kind eine Bindung zu dem kuscheligen Begleiter auf, der am häufigsten in seiner Nähe ist und die meisten wichtigen Momente mit ihm teilt und erlebt. Legt man also den selbst genähten Teddybären von Anfang an mit in das Kinderbett, so baut es wahrscheinlich zu ihm auch diese enge Bindung auf. Das Prinzip funktioniert mit jedem kuscheligen Begleiter, den ihr wählt. Somit können wir Eltern die Kuscheltier-Kind-Bindung mitentscheiden und sogar anerziehen. Falls ihr kein bestimmtes Kuscheltier als Lieblings-Begleiter für euer Kind ausgesucht habt und die Meinung vertretet, dass es ihn selbst aussuchen sollte, ist das natürlich auch möglich und absolut in Ordnung. Am besten nimmt euer Kind seinen liebsten kuscheligen Begleiter zu vielen wichtigen Ereignissen, wie Spieleverabredungen und im Urlaub mit, um die Bindung zu intensivieren. Durch gemeinsame Erlebnisse werden die Erinnerungen nämlich unterbewusst mit diesem kuscheligen Begleiter verknüpft. Im späteren Alter wird euer Kind dann selbst den Wunsch äußern seinen kuscheligen Begleiter mitzunehmen. Vor allem bei der Eingewöhnung in der Kindertagesstätte ist es sehr hilfreich, wenn euer Kind ihn mitnehmen darf, da es die Trennungssituation erleichtern kann. Schließlich hat euer Kind dann noch einen Vertrauten und Verbündeten bei sich. Die Kuscheltier-Kind-Bindung hat eigentlich keine Altersbegrenzung. Das Kind entscheidet selbst, bis wann diese Bindung intensiv aufrecht erhalten wird. Auch für uns Erwachsene kann diese Bindung noch bedeutsam sein. Vielleicht ist sie nicht mehr ganz so wichtig, wie in der Kindheit, aber sie ist dennoch ein Teil des Lebens.
Zusammenhang mit kindlicher Entwicklung
Der kuschelige Lieblingsbegleiter hat nicht nur einen großen Vorteil während der Eingewöhnung. Er kann dem Kind auch Mut und Sicherheit in jeder anderen Lebenslage bieten, in denen die Eltern gerade nicht anwesend sein können. Wenn das Kind sich beginnt sozusagen „abzunabeln“, also von seinen Eltern etwas zu lösen, um innerlich zu wachsen, bietet der Begleiter ihm die Möglichkeit nicht ganz alleine zu sein und gleichzeitig das Ziel, sich zu lösen, in die Tat umzusetzen. Zudem hört er dem Kind immer zu und nimmt ihm dadurch eine große Last ab. So, wie manch Erwachsener ein Tagebuch schreibt, reflektiert das Kind seine Erlebnisse und lässt den Tag mit seinen gesammelten Eindrücken noch einmal Revue passieren. Auch in Rollenspielen nimmt er oft eine wichtige Position ein oder muss für das Nachspielen vieler alltäglicher Situationen herhalten. Da wird auch mal mit dem liebsten kuscheligen Begleiter geschimpft, weil er etwas kaputt gemacht hat oder er muss dringend mal gebadet werden und dann auch noch die Zähne geputzt bekommen. Das Kind hat nämlich irgendwann die Einstellung seinen immer treuen Begleiter fürsorglich behandeln zu wollen. Er erhält auch viele verschiedene Emotionen, die das Kind ihm Situationsabhängig zuschreibt und sich somit in Empathie, auch Einfühlungsvermögen genannt, übt.
Wo bist du nur hin?
Wie wichtig das Lieblingskuscheltier für Kinder ist, wird meist dann wirklich sichtbar, wenn es einmal nicht gefunden wird. Selbst wenn man es nur in der Wohnung hatte und man eigentlich weiß, dass es irgendwo sein muss, ist es für das Kind ein absolutes Drama. Die Bindung hat schließlich eine große Bedeutung. Für viele ist dann eine Lösungsmöglichkeit das Lieblingskuscheltier doppelt zu haben. So hat man in der Theorie wenige Schwierigkeiten den Liebling zu waschen oder lange Suchen nach dem Original zu verkürzen. In den meisten Fällen ist es jedoch so, dass das Kind diesen Trick kennt, da sein originaler kuscheliger Begleiter Persönlichkeit verliehen bekommt. Von Zeit zu Zeit sieht er nicht mehr so aus, wie am Anfang. Vielleicht fehlt ein Auge, er ist schmaler geworden oder das Fell ist etwas aufgeraut. Die Zweitbesetzung ist dann nur ein schwacher Trost. Was macht man aber, wenn der kuschelige Lieblingsbegleiter ganz verschwunden ist, man keine Zweitbesetzung da hat oder diese beim Kind absolut nicht ankommt? Kommunikation lautet hierbei mein erstes Schlüsselwort. Nehmt die Trauer ernst und lasst euer Kind erzählen. Bietet ihm Verständnis und ein offenes Ohr. Emotionen zulassen und ausleben ist das zweite Schlüsselwort. Das Kind darf traurig oder wütend sein. Ganz egal welche Emotion es spürt oder ob es mehrere aufeinanderfolgende Gefühle sind. Die Hauptsache ist, dass es sie zulassen und ausleben darf. Verlust und Trauer sollten nicht verschwiegen werden. Kinder lernen dadurch auch mit den schmerzenden Erfahrungen im Leben umzugehen. Trauerbegleitung ist das dritte Schlüsselwort. Damit seit ihr Eltern, aber auch zum Beispiel die Kindertagesstätte gemeint. Berichtet ruhig der KiTa, dass der kuschelige Begleiter nicht mehr auffindbar ist und euer Kind darüber trauert. So können die pädagogischen Fachkräfte leichter mit den Herausforderungen umgehen, die diese Situation eventuell mit sich bringt und euer Kind ebenfalls in seiner Trauer mitbegleiten.
Transformation
„Mein kuscheliger Begleiter heißt Schlumpi. Er hat fast alles mit mir erlebt und wenn er einmal nicht dabei war hat er es erzählt bekommen. Schlumpi hat ein eigenes Kopfkissen und er wurde jede Nacht liebevoll zugedeckt. Er durfte auf all meine Klassenfahrten mitkommen. Dank ihm war ich nie alleine, konnte problemlos mit fast drei Jahren bei anderen Kindern übernachten und mich in Reflexion und Empathie üben. Schlumpi ist ein ganz besonderer Teddybär, der nun durch sein verändertes Aussehen eine ganz eigene Persönlichkeit bekommen hat. Durch die vielen Wellness-Waschmaschinen-Besuche ist sein Fell ganz wuschelig geworden. Er hat keine Ohren mehr, da ich ihn daran umher getragen habe und sie am meisten geknuddelt wurden. Sein Gesicht ist auch etwas schmaler geworden und er trägt ganz neue Kleidung. All das macht ihn zu meinem Schlumpi!“
Fast jedes Kind verändert seinen kuscheligen Lieblingsbegleiter, indem sie geknuddelt werden und die ein oder andere Erfahrung sammeln müssen. Und genau das macht dann jeden zu einem ganz persönlichen Unikat. Selbst wenn man drei Geschwistern komplett identisch aussehende Teddybären nähen würde. Am Ende sehen alle ziemlich unterschiedlich aus und das macht es so besonders.